Was wir erwarten
- michaelsienhold
- 1. Okt. 2022
- 1 Min. Lesezeit
Satzanfänge können Erwartungen erzeugen, die über das hinausgehen, was sie wortwörtlich bedeuten. Das wird besonders deutlich, wenn das Satzende die Erwartung des Satzanfangs bricht. Das tut es in diesen drei Beispielen:
Das Wetter war schön, aber gut.
Damals haben wir gestrickt, heute auch.
Die anderen da sind blöd, wir auch.
Im ersten Satz schürt „aber“ die Erwartung, es folge etwas, was die Schönheit des Wetters schmälert. Hinzuzufügen, dass das Wetter gut war, tut dies nicht.
Im zweiten Satz legt „damals“ die Erwartung nahe, das über die damalige Zeit Gesagte gelte heute nicht mehr. Genau dies sagt nun aber das Satzende auch über die heutige Zeit und enttäuscht somit die Erwartung.
Im dritten Satz erzeugt „die anderen“ die Erwartung, dass die aussagende Person der Gruppe, zu der sie sich selbst zählt, nicht die Eigenschaft attestiert, die sie der anderen Gruppe bereits attestiert hat. Sie macht aber genau dies und bricht so die Erwartung.




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